Sonntag, 10. Februar 2013

Hey du, halte doch endlich mal an!




Platon sagte eins, dass der Mensch sein Leben lang mit anderen um sich herum verbringt, aber nicht in der Lage ist zu sagen, was der eine von dem anderen will. Er hatte Recht, dieses Schlitzohr. Ein Meinungsstreit mit ihm – zwecklos. Wir treiben in diesem wahnsinnigen Lauf, der uns sowohl sachlich als auch rhetorisch jegliche Form der Freude und selbst die kleinste gute Tat raubt, während er unsere ganze Zeit und unser Denkvermögen beansprucht, und ihn umwandelt in einen Kampftrieb. Doch was wäre, wenn man alles ein wenig verlangsamen würde? Wenn man sich vergessen würde und etwas machte ausschließlich für den Nächsten? Wenn man sein jetziges Leben opferte, um das utopische Leben zu realisieren, auch wenn es vorläufig nur der Hauch einer Idee ist?!




Ey, kein Problem. Im Ernst. Vermutlich kennt auch ihr oft das Sprichwort „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ oder „Wollen ist Können“. Es scheint mir nicht unwahrscheinlich, dass das auch euch verwirrt hat, da unser Verständnis uns oft hinters Licht führt oder zu sagen versucht, dass Märchen nur für kinder geschaffen sind, nicht für gesetzte, junge, gebildete und ernste Bürger.






                                                           





Dann sage ich euch nun, oder viel eher schreibe ich euch, dass auch diese wahr sind. Und niemand hat hierbei sein Gesicht zu verziehen – auch ich bin in meinem Leben oft gerannt statt zu gehen und mich mit jedem Schritt in eine Art Rausch zu versetzen. Ich verstehe euch. Es hat sich jedoch was geändert und momentan sind meine Gedanken voll und ganz in den Gedanken vertieft, dass jedes Kind unserer Stiftung in Ventanas sein Mittagessen bekommt und von mir so viel wie möglich lernt, damit das in ihrem Leben sich wahrlich als etwas wertvolles erweist und nicht einfach nur als vergehend, nicht wiederkehrend und unbeachtet angesehen wird. Und das ist die Kunst! Es ist nicht leicht, doch was kann ich schon wissen nach meinem so kurzen Aufenthalt von einigen Tagen hier in Ecuador. Ich jedoch kann mich mit Niederlagen nur schwer abfinden – offensichtlich sind sie nicht für mich gemacht und in meinem Wortschatz nur schwer auffindbar, also muss der Kampf (hier handelt es sich als ein positiv gebrauchtes Wort) auf die oben von mir beschriebene Art und Weise aufhören.




Übrigens müsstest du das sehen. Du als Mensch. Du gehst in die Stiftung und da werfen sich dir plötzlich fünf Kinder um den Hals, die sich an deinen beiden Händen festkrallen, an deinem T-Shirt zerren und nicht aufhören fröhlich zu rufen „Pablo, Pablo!“. Und Pablo lacht dann einfach nur blöd vor sich hin, denn „no entiendo“ , doch er gibt sich Mühe dass mit einem breiten Lächeln, tätscheln der köpfe und auf den Arm nehmen, auszugleichen. In nicht allzu langer Zeit wird er ihnen mehr antworten. Wetten wir?




Das hier ist nicht das Paradies, oh nein. Es sei denn, es ginge dir um die bildschöne Natur. Übrigens, ohne ins Detail gehen zu wollen, denn es wird auch sicher noch dafür die Zeit kommen, lebt es sich hier ungewöhnlich schwierig und man hat seinen Kopf immer um seinen Nacken zu haben. Doch ist das so schlimm? Wenigstens wird man schneller Erwachsen und man fängt an das Leben mehr wertzuschätzen. Die Kinder sind die Entlohnung für alles. Klar sind die laut und besonders gut im Nicht-Zuhören, aber wenn sie dir zum fünften Mal ein nur für dich selbst gemaltes Bild in die Hand drücken, vergisst du das alles. Ich blicke also tief in ihre dunklen Augen und denke nur daran sie nicht aufzuessen, obwohl ich bis jetzt eher auf Hühnchen stand. Ich sage dir, die größten Schriftsteller der Welt singen seit Jeher Lobeshymnen zum Thema „Augen“ und jetzt verstehe ich sie auch sehr gut. In diesen Ecuadorianischen stecken so viele Emotionen drin, dass man Lust bekommt sich sofort in einen Strudel der Hilfe ihrer Besitzer zu werfen. Und danach will man sie aufessen, denn sie sind schön;)




Halte an. Atme die erfrischende Luft ein und sieh dich um. Ist es ein wenig trist? Du düst den ganzen Tag umher und immer weniger Dinge scheinen dich wirklich glücklich zu machen? Ändere das, das ist doch nicht so schwer. Du wirst es nicht bereuen, das garantiere ich dir nicht nur für einen Monat, sondern ein ein Leben lang. Das muss nicht unbedingt sofort Ecuador sein. Die ganze Welt wartet auf dich. Du musst ihr nur die Hand entgegenstrecken. Das schreibe ich, Pablo, aus größter Überzeugung heraus, auch wenn ich erst einige wenige Tage hier bin.




Paweł


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