Platon
sagte eins, dass der Mensch sein Leben lang mit anderen um sich herum
verbringt, aber nicht in der Lage ist zu sagen, was der eine von dem
anderen will. Er hatte Recht, dieses Schlitzohr. Ein Meinungsstreit
mit ihm – zwecklos. Wir treiben in diesem wahnsinnigen Lauf, der
uns sowohl sachlich als auch rhetorisch jegliche Form der Freude und
selbst die kleinste gute Tat raubt, während er unsere ganze Zeit und
unser Denkvermögen beansprucht, und ihn umwandelt in einen
Kampftrieb. Doch was wäre, wenn man alles ein wenig verlangsamen
würde? Wenn man sich vergessen würde und etwas machte
ausschließlich für den Nächsten? Wenn man sein jetziges Leben
opferte, um das utopische Leben zu realisieren, auch wenn es
vorläufig nur der Hauch einer Idee ist?!
Ey,
kein Problem. Im Ernst. Vermutlich kennt auch ihr oft das Sprichwort
„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ oder „Wollen ist Können“.
Es scheint mir nicht unwahrscheinlich, dass das auch euch verwirrt
hat, da unser Verständnis uns oft hinters Licht führt oder zu sagen
versucht, dass Märchen nur für kinder geschaffen sind, nicht für
gesetzte, junge, gebildete und ernste Bürger.
Dann
sage ich euch nun, oder viel eher schreibe ich euch, dass auch diese
wahr sind. Und niemand hat hierbei sein Gesicht zu verziehen – auch
ich bin in meinem Leben oft gerannt statt zu gehen und mich mit jedem
Schritt in eine Art Rausch zu versetzen. Ich verstehe euch. Es hat
sich jedoch was geändert und momentan sind meine Gedanken voll und
ganz in den Gedanken vertieft, dass jedes Kind unserer Stiftung in
Ventanas sein Mittagessen bekommt und von mir so viel wie möglich
lernt, damit das in ihrem Leben sich wahrlich als etwas wertvolles
erweist und nicht einfach nur als vergehend, nicht wiederkehrend und
unbeachtet angesehen wird. Und das ist die Kunst! Es ist nicht
leicht, doch was kann ich schon wissen nach meinem so kurzen
Aufenthalt von einigen Tagen hier in Ecuador. Ich jedoch kann mich
mit Niederlagen nur schwer abfinden – offensichtlich sind sie nicht
für mich gemacht und in meinem Wortschatz nur schwer auffindbar,
also muss der Kampf (hier handelt es sich als ein positiv gebrauchtes
Wort) auf die oben von mir beschriebene Art und Weise aufhören.
Übrigens
müsstest du das sehen. Du als Mensch. Du gehst in die Stiftung und
da werfen sich dir plötzlich fünf Kinder um den Hals, die sich an
deinen beiden Händen festkrallen, an deinem T-Shirt zerren und nicht
aufhören fröhlich zu rufen „Pablo, Pablo!“. Und Pablo lacht
dann einfach nur blöd vor sich hin, denn „no entiendo“ , doch er
gibt sich Mühe dass mit einem breiten Lächeln, tätscheln der köpfe
und auf den Arm nehmen, auszugleichen. In nicht allzu langer Zeit
wird er ihnen mehr antworten. Wetten wir?
Das
hier ist nicht das Paradies, oh nein. Es sei denn, es ginge dir um
die bildschöne Natur. Übrigens, ohne ins Detail gehen zu wollen,
denn es wird auch sicher noch dafür die Zeit kommen, lebt es sich
hier ungewöhnlich schwierig und man hat seinen Kopf immer um seinen
Nacken zu haben. Doch ist das so schlimm? Wenigstens wird man
schneller Erwachsen und man fängt an das Leben mehr wertzuschätzen.
Die Kinder sind die Entlohnung für alles. Klar sind die laut und
besonders gut im Nicht-Zuhören, aber wenn sie dir zum fünften Mal
ein nur für dich selbst gemaltes Bild in die Hand drücken, vergisst
du das alles. Ich blicke also tief in ihre dunklen Augen und denke
nur daran sie nicht aufzuessen, obwohl ich bis jetzt eher auf
Hühnchen stand. Ich sage dir, die größten Schriftsteller der Welt
singen seit Jeher Lobeshymnen zum Thema „Augen“ und jetzt
verstehe ich sie auch sehr gut. In diesen Ecuadorianischen stecken so
viele Emotionen drin, dass man Lust bekommt sich sofort in einen
Strudel der Hilfe ihrer Besitzer zu werfen. Und danach will man sie
aufessen, denn sie sind schön;)
Halte
an. Atme die erfrischende Luft ein und sieh dich um. Ist es ein wenig
trist? Du düst den ganzen Tag umher und immer weniger Dinge scheinen
dich wirklich glücklich zu machen? Ändere das, das ist doch nicht
so schwer. Du wirst es nicht bereuen, das garantiere ich dir nicht
nur für einen Monat, sondern ein ein Leben lang. Das muss nicht
unbedingt sofort Ecuador sein. Die ganze Welt wartet auf dich. Du
musst ihr nur die Hand entgegenstrecken. Das schreibe ich, Pablo, aus
größter Überzeugung heraus, auch wenn ich erst einige wenige Tage
hier bin.
Paweł
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