Freitag, 1. Februar 2013

¡Tranquilo, no pasa nada!


Letztens waren wir zusammen mit Magda und Inés in Muisne, wo wir demnächst die dritte Niederlassungsstelle unserer Stiftung eröffnen wollen. Der dortige Pfarrer kommt aus Indonesien, arbeitet jedoch schon sein einiger Zeit in Ecuador. Vermutlich hat er deswegen die hiesige typische ecuadorianische Denkweise übernommen.

Wir haben nicht genug Brot? Dann kaufen wir eben welches.- Tranquilo, no pasa nada! (Ruhig, es passiert doch nichts!)
Jemand hat was ausgeschüttet und regt sich auf? Man wischt es einfach auf. – Tranquilo, no pasa nada!
Du bist müde aber du hast noch viel arbeit vor dir? Ruhe dich ein wenig aus. - Tranquilo, no pasa nada!



No pasa nada – ecuadorianisches Lebensmotto. Irgendwas ging heute schief? Dann machen wir das eben, wenn wenn wir das nächste Mal Zeit haben. Kein Grund sich den Kopf zu zerbrechen. Wir leben den heutigen Tag und freuen uns mit ihm. Anfangs klingt das alles sehr nett und vor allem ziemlich stressfrei. Manchmal könnten wir uns in Europa eine Scheibe der Lateinamerikaner abschneiden und nicht andersherum, wie es sonst üblich ist.

Doch manchmal kommt man auch mit dieser Einstellung nicht weit und uns stört sie immer wieder bei der Arbeit. Besonders bei unseren Verwaltungsaufgaben, wenn wir Dokumente der Kinder brauchen oder wir auf die Anwesenheit der Eltern bei Elternabenden zählen, wo kaum jemand auftaucht. 
All diese Ereignisse können jedoch nicht unser Erlebnis in Muisne übertreffen – einem kleinen Städtchen, das größtenteils auf einer Insel liegt, die rundherum breite Strände besitzt. Eine der dort lebenden Schwestern mit dem süßen Namen Fructuosa (sie wohnt und arbeitet in Ecuador seit über 40 Jahren und ist unter den Einwohnern der Insel bekannter als der Papst) hat uns auf der Insel herumgeführt und uns die ärmsten Viertel der Stadt gezeigt. Am Abend des gleichen Tages wollten wir nach dem langen Spaziergang die Füße im Pazifischen Ozean abkühlen und haben unsere Tasche am Strand stehen gelassen. Als wir zurückkamen, sahen wir, dass dort, wo unsere Schuhe standen die Tasche fehlte (in ihr unsere Handtücher und einige andere Sachen). Als wir das dem Pfarrer erzählt haben, stellte er ruhig und gelassen fest, dass man in dieser Situation auch nichts mehr machen könne. Wozu also die Aufregung?! Es war doch sowieso nichts wertvolles in der Tasche drin. Tranquilo, no pasa nada.


                                                                                                          Saludos, Mónica


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