Samstag, 23. Februar 2013

Die haben doch viel Geld. Warum kaufen die Nichts?


Ich vermute, dass jeder, der schon einmal in einem Land in Südamerika gewesen ist oder sich auch nur ein bisschen mit so einem beschäftigt hat, in der Lage ist die Philosophie zu verstehen und ein bisschen was dazu zu sagen, die ich als mañana bezeichne. Kurz gesagt, oder eher geschrieben, wenn wir mañana sagen, meinen wir, dass es keinen Grund zur Eile gibt, die Welt wird auch morgen noch existieren und alles weitere kann man auch mañana noch erledigen, also morgen, übermorgen oder auch über übermorgen;) Das Haus steht kurz vor dem Zusammenbruch, weil es stark nach hinten geneigt ist? Naja, noch ist nichts passiert. Eine Tragödie ist nicht in Sicht. Kein Grund zur Aufregung. Doch wenn die Situation als ausreichend gefährlich eingestuft wird, bewegt man sich endlich hoch von der Hängematte und fängt an zu denken. Der erste geniale Einfall ist hier für gewöhnlich das Gegenlehnen von Bambusstöcken. Auf diese Art und Weise kann man dann gemütlich und problemlos weitere Zeit in der Hängematte verbringen. Bis mañana. Heute ist es ok. Und das machen wir uns nicht kaputt.
Diese Philosophie kann man auch als „Lebe den Moment“ bezeichnen, ohne Zukunftspanung. Carpe Diem. YOLO. Wir haben Geld, also geben wir es jetzt aus. Sparen für die Zukunft? Sparen für mañana? Nein, das scheint mir lächerlich.

                                                 


Zusammen mit den großen Kindern der Stiftung aus den armen Famailien begeben wir uns an den Strand. Kurze Pause. Ein einziger großer Haufen rennt in den nächsten Laden und kauft Chips und/oder Eis. Das verstehe ich. Manchmal darf man sich was gönnen, vor allem an einem so besonderen Tag wie diesem. Wir kommen am Ozean an, bekommen alle ein Frühstück gestellt und gehen an den Strand. Bis zum Mittagessen amüsieren wir uns miteinander und nutzen die Wellen aus (BTW: Wieso schwimmen hier alle in Shorts und T-Shirt?). Der Nächte Punkt auf der Tagesordnung sind dann die von den Kindern angelaufenen Stände mit Krimskrams. Halsketten, Schatullen, Hüte, Schlas uvm. Wir, die drei Gringos, stehen daneben, begutachten die Ware und wollen bereits wieder umdrehen und zurück an den Strand gehen. Keiner von uns zeigt auch nur ein bisschen Interesse an diesen überteuerten Andenken. Aber wir warten – unsere Schützlinge machen den Einkauf ihres Lebens! Und wir stehen daneben und sehen zu. Als dann alle dafür Gesorgt haben, dass diese Betrüger vom Strand ein wenig was verdient haben, zeigt der eine in unsere Richtung und fragt, wieso wir denn nichts kaufen würden. Wir wären doch weiß und hätten viel Geld!
Geld haben wir nie viel. Wir sind nicht reich. Das einzige, von dem viel da ist, ist evtl. unser Erspartes. Das macht für die jedoch keinen großen Unterschied. Geld ist Geld und wurde gemacht um es auszugeben und sich zu amüsieren. Das, woraus unser „großer Geldhaufen“ besteht, ist lange gespartes und hart verdientes Geld, das wir in einer Socke aufbewart haben, um davon eine größere Exkursion, einen praktischen Einkauf, die schwarze Stunde zu finanzieren oder bei uns in Europa eine neue Waschmaschine, Renovierung, Winterschuhe, etc.
Aber das alles ist doch mañana. Wir haben Heute Geld und es kann gut sein, dass es Morgen nicht mehr da ist. D.h. ich gebe es jetzt aus und habe Spaß damit, solange ich es genießen kann. Zufrieden und ohne Angst vor einem gut geschützen Ort für mein Geld kann ich mich dann zu Bett begeben. Schon Lennon hat gesagt, dass wir den Momen verlieren, wenn wir ständig an die Zukunft denken.
Also carpe diem! Ich glaube nicht, dass das die perfekte Art und Weise ist das Leben anzugehen. Wenn wir planen, können wir Schritte nach vorne machen, unser Sein verbessern, um ein besseres Morgen kämpfen. Wenn nicht für uns, dann wenigstens für unsere Kinder. mañana ist genau so wichtig wie das Hier und Jetzt. Es gilt nicht die Philosophie mañana ständig schlecht zu machen oder sie schön zu reden. Wir sind alle Opfer eines unglaublich ausgeprägten Radikalismus. Sowohl in Europa als auch hier in Ecuador, und ich denke die goldene Mitte wäre die beste Lösung.

                                                                                         Magdalena chiquita

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