Ich
vermute, dass jeder, der schon einmal in einem Land in Südamerika
gewesen ist oder sich auch nur ein bisschen mit so einem beschäftigt
hat, in der Lage ist die Philosophie zu verstehen und ein bisschen was dazu zu sagen, die ich als
mañana
bezeichne. Kurz gesagt, oder eher geschrieben, wenn wir mañana sagen, meinen wir, dass es keinen Grund
zur Eile gibt, die Welt wird auch morgen noch existieren und alles
weitere kann man auch mañana noch
erledigen, also morgen, übermorgen oder auch über übermorgen;) Das
Haus steht kurz vor dem Zusammenbruch, weil es stark nach hinten
geneigt ist? Naja, noch ist nichts passiert. Eine Tragödie ist nicht
in Sicht. Kein Grund zur Aufregung. Doch wenn die Situation als ausreichend gefährlich eingestuft wird, bewegt man sich endlich
hoch von der Hängematte und fängt an zu denken. Der erste geniale
Einfall ist hier für gewöhnlich das Gegenlehnen von Bambusstöcken.
Auf diese Art und Weise kann man dann gemütlich und problemlos
weitere Zeit in der Hängematte verbringen. Bis mañana.
Heute ist es ok. Und das machen wir uns nicht kaputt.
Diese
Philosophie kann man auch als „Lebe den Moment“ bezeichnen, ohne
Zukunftspanung. Carpe Diem. YOLO. Wir haben Geld, also geben wir es
jetzt aus. Sparen für die Zukunft? Sparen für mañana?
Nein, das scheint mir lächerlich.
Zusammen
mit den großen Kindern der Stiftung aus den armen Famailien begeben
wir uns an den Strand. Kurze Pause. Ein einziger großer Haufen rennt
in den nächsten Laden und kauft Chips und/oder Eis. Das verstehe
ich. Manchmal darf man sich was gönnen, vor allem an einem so
besonderen Tag wie diesem. Wir kommen am Ozean an, bekommen alle ein
Frühstück gestellt und gehen an den Strand. Bis zum Mittagessen
amüsieren wir uns miteinander und nutzen die Wellen aus (BTW: Wieso
schwimmen hier alle in Shorts und T-Shirt?). Der Nächte Punkt auf
der Tagesordnung sind dann die von den Kindern angelaufenen Stände
mit Krimskrams. Halsketten, Schatullen, Hüte, Schlas uvm. Wir, die
drei Gringos, stehen daneben, begutachten die Ware und wollen bereits
wieder umdrehen und zurück an den Strand gehen. Keiner von uns zeigt
auch nur ein bisschen Interesse an diesen überteuerten Andenken.
Aber wir warten – unsere Schützlinge machen den Einkauf ihres
Lebens! Und wir stehen daneben und sehen zu. Als dann alle dafür
Gesorgt haben, dass diese Betrüger vom Strand ein wenig was verdient
haben, zeigt der eine in unsere Richtung und fragt, wieso wir denn
nichts kaufen würden. Wir wären doch weiß und hätten viel Geld!
Geld
haben wir nie viel. Wir sind nicht reich. Das einzige, von dem viel
da ist, ist evtl. unser Erspartes. Das macht für die jedoch
keinen großen Unterschied. Geld ist Geld und wurde gemacht um es
auszugeben und sich zu amüsieren. Das, woraus unser „großer
Geldhaufen“ besteht, ist lange gespartes und hart verdientes Geld,
das wir in einer Socke aufbewart haben, um davon eine größere
Exkursion, einen praktischen Einkauf, die schwarze Stunde zu
finanzieren oder bei uns in Europa eine neue Waschmaschine,
Renovierung, Winterschuhe, etc.
Aber
das alles ist doch mañana.
Wir haben Heute Geld und es kann gut sein, dass es Morgen nicht mehr
da ist. D.h. ich gebe es jetzt aus und habe Spaß damit, solange ich
es genießen kann. Zufrieden und ohne Angst vor einem gut geschützen
Ort für mein Geld kann ich mich dann zu Bett begeben. Schon Lennon
hat gesagt, dass wir den Momen verlieren, wenn wir ständig an die
Zukunft denken.
Also
carpe diem! Ich glaube nicht, dass das die perfekte Art und
Weise ist das Leben anzugehen. Wenn wir planen, können wir Schritte
nach vorne machen, unser Sein verbessern, um ein besseres Morgen
kämpfen. Wenn nicht für uns, dann wenigstens für unsere Kinder. mañana ist genau
so wichtig wie das Hier und Jetzt. Es gilt nicht die Philosophie mañana ständig
schlecht zu machen oder sie schön zu reden. Wir sind alle Opfer
eines unglaublich ausgeprägten Radikalismus. Sowohl in Europa als
auch hier in Ecuador, und ich denke die goldene Mitte wäre die beste
Lösung.
Magdalena
chiquita